Teilhaben – aktiv sein – sich einbringen können
Gelebte Inklusion an der BBS Boppard
Sophia Reis, Bopparder Berufsschülerin, erstes Ausbildungsjahr zur Technischen Produktdesignerin (TPD), mit 100% Hörbeeinträchtigung geboren. Das sind Rahmeninformationen zu einem außergewöhnlichen Bildungs- und Ausbildungsweg.
Sophia schloss ihre Schullaufbahn an der IGS Zell erfolgreich mit dem Abitur ab und hat in diesem Jahr ihre Berufsausbildung an der BBS Boppard und bei der Zeller Engineering GmbH aufgenommen. Den mündlichen, d.h. nur hörbaren Anteilen Unterrichts zu folgen und sich selbst in Unterrichtsgespräche und -prozesse einzubringen, ist für Hörbeeinträchtigte eine besondere Situation und die erfordert besondere Maßnahmen der Inklusion.
Wie also kann Inklusion gelingen?
Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten mit einem speziellen Mikrofon, um die Sofortübertragung des gesprochenen Wortes an die Implantate hinter Sophias Ohr zu gewährleisten. Außerdem sind Schülermikrofone im Einsatz, damit ein reger Austausch in der Klassengemeinschaft stattfinden kann. „Ich kann jederzeit am Unterrichtsgeschehen teilhaben, bin aktiver Teil der Klasse und kann mich einbringen“, freut sich Sophia über ihre Lernmöglichkeiten. Die Technik hilft ihr, die Barrieren einer Hörbeeinträchtigung zu „überwinden“ und aktive am Unterricht und allgemein am Schulleben teilzunehmen. Doch es ist nicht nur die Technik, die Inklusion ermöglicht: Es sind auch die Menschen.
Gemeinsame Absprachen als Gelingensbedingung für gelingende Förderung und Inklusion
Hier kommt Herr Henrik Ramershoven in Spiel: Im Auftrag der Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige Neuwied berät er Schulen und die betroffenen Schülerinnen und Schüler, um eine gelingende Integration in den Schulalltag zu ermöglichen, Vorurteile abzubauen und Inklusion zu fördern. So tauschte er sich anlässlich seines Besuchs an der BBS Boppard intensiv mit Sophia, Herrn Karbach (Klassenleiter) und Herrn Palmen (Schulleitungsmitglied) über Herausforderungen, gegenseitige Erwartungen und Voraussetzungen gelingender Inklusion aus. „Die enge Kooperation und der offene Austausch zielen auf eine bestmögliche Förderung und Forderung der Betroffenen ab“, so Herr Ramershoven. Dabei gilt es individuelle Lösungen für individuelle Erfordernisse des erfolgreichen Lernens von beeinträchtigen Schülerinnen und Schülern zu finden: So sind beispielsweise Möglichkeiten eines Nachteilsausgleich immer ein wichtiges Thema der Gesprächsrunden. „Das Wichtigste ist uns der konkrete Mensch, für dessen Lern- und Bildungserfolg wir an der Schule verantwortlich sind – unter welchen Bedingungen auch immer“, führt Studiendirektor Palmen aus. Im Fall von Sophia heißt das: „Sophia hat alle Voraussetzungen, ihre Ausbildung erfolgreich zu absolvieren“, lautete einstimmig die Diagnose aller Beteiligten.