Religion, Kultur, soziale Arbeit und ein Leben ohne Handy

Ein Leben in Harmonie mit Natur, Arbeit und Gebet, dazu dicke Mauern, ein wuchtiger Kirchturm, eine riesige Bibliothek, ein malerischer See, weitläufige landwirtschaftliche und gartenbauliche Anlagen, eine idyllische Landschaft und – kein Handy!

Bopparder Fachschulklasse auf Exkursion ins Benediktinerkloster Maria Laach

Das alles zeichnet die lebendige Klostergemeinschaft von Benediktiner-Mönchen in der gut 900 Jahre alten Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel bei Mendig aus: Dort funktioniert ein Leben ohne Telefon, Internet und Handy. Zusammen mit den Lehrkräften Ursula Killing und Per Layendecker erkundeten 27 angehende Erzieherinnen und Erzieher der Fachschulklasse FSSt 19c aus der BBS Boppard die klösterliche Lebensform auf ihrem Klassenausflug Ende Mai zum Kloster Maria Laach und konnten dabei erleben, wie es sich anfühlt, einen Tag ohne Telefon und Internetempfang auszukommen. Eine wahre Herausforderung – verbringen die Schülerinnen und Schüler unserer Schule doch durchschnittlich 20 Stunden pro Woche mit dem Handy. Diesen Befund ermittelte die Klasse FSSt 19c in einer repräsentativen Umfrage, die sie im Fach Medienpädagogik entwickelt und durchgeführt hatte. Dabei erhielt die Klasse nicht nur einen anschaulichen Eindruck von der Möglichkeit eines Lebens abseits medialer Reizüberflutung, sondern sie tauchte auch in die Atmosphäre klösterlicher Spiritualität ein und erkundete ausgewählte Sehenswürdigkeiten des jahrhundertealten Kulturzeugnisses. Begleitet wurden sie dabei von Altabt Benedikt Müntnich, der sie durch die Kirche und durch Teile des Klosters führte. Besonders die alte Bibliothek und der Ausblick vom Kirchturm beeindruckte die Klasse auf diesem Rundgang. Der Altabt stellte zudem etliche mehrere hundert Jahre alte Kunstwerke in der Kirche vor, indem er dazu passende Weisheitsgeschichten erzählte. „So habe ich eine Kirche noch nie gesehen“, zeigte sich die Schülerin Nadine Koopmann beeindruckt von der Fülle religiöser Kunst in Maria Laach.

Höhepunkt des Ausflugs war der Besuch der Ausstellung „Habesch“ des Künstlerbruders Lukas Ruegenberg. Der 94jährige Mönch ist studierter Maler und war Meisterschüler des bekannten Expressionisten Karl Schmitt-Rottluff. Seit Anfang der 70er Jahre engagiert er sich im Kölner Stadtteil Bilderstöckchen in der sozialen Arbeit. Seine Initiative führte zur Gründung des Vereins „Kellerladen“, der in der Sozialberatung, der Lebensmittelausgabe, als Jugendbüro und als Familientreff wirkt. In Kooperation von Kellerladen e.V. und Maria Laach finden seit 1990 Hilfsgütertransporte in die Ukraine statt. Seit 2005 unterstützen der Verein und das Kloster zudem ein Roma-Lager in der Ostslowakei. Altabt Benedikt begleitete mehrere der Hilfstransporte: „In dem Lager herrscht unvorstellbares Elend und Hoffnungslosigkeit“, erinnerte er sich. Die Ausstellung macht auf die unmenschlichen Lebensumstände mitten in Europa aufmerksam. Sie verfehlte auch ihre Wirkung auf die Bopparder Fachschulklasse nicht: Sie war sichtlich betroffen und es wurden viele anregende Gespräche geführt. Und das Handy? Es spielte an diesem Tag keine Rolle. Wohl niemand bereute, nicht übers Smartphone erreichbar gewesen zu sein. An Stelle des Handys traten neue, intensive Eindrücke und alle haben es überlebt.