Kunst, Kunst und nochmal Kunst

Die landesweiten Schulschließungen während der Pandemie haben Schule und Unterricht vor radikal neue Herausforderungen gestellt. Es galt, mit Ideenreichtum und Engagement unterrichtliche Lernprozesse aus der Distanz im Fernunterricht zu meistern.

Impulse zur ästhetischen Bildung an der BBS Boppard

Dieser pädagogische Quantensprung machte auch vor dem Kunstunterricht nicht Halt. So entwickelte Kunstlehrerin Dorothee Becker von der BBS Boppard Ideen, wie sie die angehenden Erzieherinnen und Erzieher der Fachschulklasse FSST18b unter den schwierigen Lernbedingungen während der Schulschließung ermöglichen konnte, den eigenen kreativen Schaffensprozess zu erleben: „Gestalterisches Handeln und künstlerisches Erleben bereichern unsere Wahrnehmungs- und Vorstellungskraft. Das ist immer eine wertvolle Erfahrung – in Zeiten des Lockdown erst recht“, beschreibt Dorothee Becker ihre Motivation. So rief sie mit ihrer Klasse das Projekt „Vom Hocker zum Kunstwerk“ ins Leben, in dem ein einfacher Beistelltisch oder Hocker zu Hause mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in einen neuen Gebrauchs- und Wahrnehmungskontext gerückt wurde.

Die Klasse ließ es an Tatkraft und Phantasie nicht mangeln: Im Laufe des Projektes kreierten die Schülerinnen und Schüler in intensiver Auseinandersetzung anregende, phantasievolle und einzigartige Ideen: sei es der Kraken, eine Tankstelle für die Kitakinder, ein dekorativer Beistell- oder Pflanzentisch, ein funktionsfähiges Fahrrad, ein Motorik-Turm oder sogar eine funktionale Sonnenuhr. Hierfür wurde gemalt, graviert, mit Pappmaché gearbeitet, geschliffen, gebohrt, lackiert und lasiert. Die sehenswerten Ergebnisse des künstlerischen Schaffens in häuslicher Umgebung ließen die Lehrerin staunen: „Es ist bewundernswert, mit wieviel Schaffenskraft und Ausdauer sich die Klasse häufig bis in die späten Abendstunden dem Projekt widmete. Ich bin stolz auf die Schülerinnen und Schüler und freue mich, dass ihnen auch unter den schwierigen Pandemiebedingungen ein wertvoller Einblick in das praktische Erleben eines ästhetischen Prozesses von der Ideenfindung bis hin zur Vollendung gelungen ist.“ Und Dorothee Becker, die aus etlichen Kunstprojekten an der BBS Boppard und in der Region bekannte Kunstlehrerin, weiß, wovon sie spricht: So sucht sie immer wieder nach Möglichkeiten ästhetische Bildung in der Schule mit konkreten Kunstprojekten, wie z.B. der Kastellauner „Neon-Nacht“ zu verbinden. Dabei ist es ihr sehr wichtig, sich als Kunstdozentin auch über die Schule hinaus in das künstlerische Leben der Region einzubringen. Jüngstes Beispiel dafür ist ihr Mitwirken als Art Coach beim Kunstcamp „Kreationstage“, das vom 8. bis 13. September im Hunsrücker Landhaus bei Hennweiler stattfand. Die „Kreationstage“ waren der Lohn für die jugendlichen Gewinner des 10. Alexandra-Lang-Jugendkunstpreises. Der Workshop stand ganz im Zeichen künstlerischer Arbeit, geistreicher Gespräche und Diskussionen: „Neben der eigenen kreativen Praxis ist der Austausch unter den kunstbegabten Jugendlichen ein wichtiger Baustein des Kunstcamps“, stellt Dorothee Becker klar, die nunmehr zum zweiten Mal als Dozentin für analoge Fotografie und Camera Obscura mitwirkte.

Die Jugendlichen hatten unter Anleitung der Art-Coaches Eberhard Grillparzer (Zeichnen), Ellen Löchner (Druckgrafik), Larissa Frömel (Monotypie), Johanna Kiefer und Dr. Daniela Colic-Bender (beide dreidimensionale Plastiken aus Stoff) und Dorothee Becker (analoge Fotografie)die Möglichkeit, sich in bisher unbekanntes Terrain zu wagen und sich gestalterisch neu zu entdecken. Nach fünf intensiven Tagen kreativen Ausprobierens und Wachsens fand zum Abschluss eine Ausstellung im Landesmuseum Mainz statt, in deren Rahmen die Stifterin Ilse Lang sowie die Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig als Schirmherrin die Preisträger offiziell auszeichneten.